Tapisserie aus der Groteskenfolge mit Elefant, Dompteur, Tänzern und Musikern aus einer Serie von sechs Tapisserien Grotesques à fond tabac nach Jean Berain (1640-1711)

Manufacture Royale de Beauvais, Louis XIV Philippe Béhagle (1684-1705)

Entwürfe: Jean- Baptiste Monnoyer und Guy Louis de Vernansal, Jean Baptiste de Fontenay
Wolle und Seide, Maße: 305 x 420 cm

Detailbeschreibung

Provenienz:

Sammlung Pierre (1865-1929) und Paul Lebaudy (1858-1937),
Château de Rosny-sur-Seine, 1955, anschließend Familie Lebaudy, Paris

 

Die verschiedenen Groteskenserien mit mindestens drei verschiedenen Bordüren wurden in der Manufaktur Beauvais unter der Direktion von Philippe Béhagle (1641-1751) Ende des 17. Jahrhunderts bis in das erste Drittel des 18. Jahrhunderts geschaffen. Dieser Wandteppich, der Musiker, Akrobaten und exotische Tiere in einer phantasievollen architektonischen Umgebung präsentiert, stammt aus einem Set, das als Berain-Grotesken bekannt ist, in Anlehnung an den allgegenwärtigen stilistischen Einfluss von Jean Berain (1640-1711), der vielleicht sogar vorläufige Skizzen geliefert hat.

Das heitere Thema und das skurrile Design kontrastieren mit dem schwereren, kunstvolleren Stil, der den französischen Wandteppich im dritten Viertel des 17. Jahrhunderts auszeichnete. Auf dem dunkelgelben Hintergrund - als „Tabac d’ Espagne“ bezeichnet - heben sich die Architekturelemente ab, die mit Blattwerk bewachsen sind. In dieser mit Draperien, Blumengirlanden und Bändern geschmückten Laubenarchitektur tummeln sich Tiere, Vögel und groteske Wesen. Hauptakteure sind die Tänzer und Musiker, sowie im Mittelpunkt der von einem Tierbändiger geführte, mit schmuckvollen Zaumzeug und Schabracken geschmückte Elefant mit einem Knaben auf dem Rücken. Diese Fantasien stehen ohne landschaftlichen Bezug auf einer mit Steinplatten belegten Bühne, die von zwei Treppenaufgängen flankiert wird.

Die hier aufgeführte Serie bestand aus sechs Wandteppichen: Der Elephant, das Dromedar, Bacchus, Pan, Musikanten und Tierbändiger. Das Metropolitan Museum of Art besitzt eine Serie von fünf Teppichen sowie ein Einzelstück von einer weiteren Serie mit identischer Bordüre und der gleichen Höhe von 305 cm, (vgl. Edith Appelton Standen, European Post-Medieval tapestries and related hangings in the Metropolitan Museum of Art, vol 2, New York 1985, p. 455-457). Zwei weitere Wandteppiche mit derselben Bordüre (Maße: 316 x 473 cm und 324 x 283 cm) befinden sich im Schloss Kronborg, Helsingör (Dänemark). Eine vollständige Serie, jedoch mit etwas höheren Maßen und anderer Bordüre wird in Schloß Bruchsal in Baden Württemberg verwahrt.

Die Tapisserie stammt ursprünglich aus dem Schloß Château de Rosny-sur-Seine, das 1869 von Gustave Lebaudy (1827-1889) erworben wurde. Er war ein bedeutender Zuckerfabrikant und restaurierte das Schloß mit großer Hingabe. Nach seinem Tod erbten seine beiden Söhne Pierre und Paul Lebaudy das Anwesen, das 1955 veräußert wurde. Die beiden Geschwister waren die „französischen Brüder von Graf Zeppelin“, und konstruierten Luftschiffe. Die Familie besaß außerdem das Stadtpalais Hôtel Lebaudy in der rue François-Ier, das bis 1962 existierte.

Literatur:

  • Edith Appelton Standen, European Post-Medieval tapestries and related hangings in the
    Metropolitan Museum of Art, Bd.2, New York 1985, S. 455-457
  • Candace J. Adelson, European Tapestry in the Minneapolis Institute of Art,
    Minneapolis 1994, S. 307-321
    Edith A. Standen, The Tapestry Weaver and the King: Philippe Behagle and Louis XIV,
    in: Metropolitan Museum Journal 33, 1998, S. 183-204.
  • Tapisserien, Wandteppiche aus den staatlichen Schlössern Baden-Württembergs, Schätze
    aus unseren Schlössern, Bd. 6, Weinheim 2002, S. 55-62