Detailbeschreibung
Für den französischen König Ludwig XV um 1725 gewebt, 1731 Ausstellung der Serie auf der Leipziger Messe, wo sie August der Starke für das Dresdener Schloß erwarb.
Die Tapisserie schildert die Ankunft der Liebenden auf der Insel Kythera. Das Eiland war der Göttin Venus heilig, weil sie dort der Sage nach aus dem Meeresschaum geboren ans Ufer trat, wie es Sandro Botticelli Ende des 15. Jahrhunderts so eindrucksvoll in seinem Gemälde beschrieb.
Die nach Entwürfen von Jacques Duplessis entstandene Wandteppichfolge wurde um 1724 in der königlichen Manufaktur in Beauvais für den französischen Monarchen Ludwig XV. entworfen und gewebt. Als repräsentatives Beispiel französischer Webkunst wurde die Serie 1731 auf der Leipziger Messe ausgestellt, wo der sächsische Kurfürst August der Starke die sechs Tapisserien für nur 13755 statt 28755 Livres erwarb. Heinrich Göbel merkt dazu an: „Es entspricht durchaus dem zeitgenössischen Empfinden, wenn de Mérou am 3. Februar 1731 die Folge als eine ‚présent digne d'être fait aux princes et ambassadeurs étrangers' rühmt. (vgl. Göbel, S. 222).
Erst vor kurzem konnte ein Teppich aus dieser Folge, der das Freudenfest der glücklich vereinten Liebenden illustriert, von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erworben werden. Der Wandteppich wird nun im Schloss Pillnitz bei Dresden verwahrt. Das hier vorliegende Beispiel, unten links signiert und datiert "J.V. Duplessis Invenit/1724" zeigt die zeitlich vorangehenden Szene von der Ankunft der Liebenden auf der Insel Kythera.
Die leicht querformatige Tapisserie zeigt rechts im Hintergrund die ins Wasser ragende Tempelanlage der Liebesgöttin. Im Vordergrund ist das von geflügelten Amoretten gezogene Boot mit den kostbar gekleideten Liebespaaren zu sehen. Links erhebt sich ein von einer weiblichen Figur bekrönter aufwendig gestalteter Brunnen. Rechts unterhalb eines Felsens schwimmen im aufgewühlten Wasser ein Triton und eine Nereide. Diese Mischwesen aus Mensch und Fisch blicken wie die anderen Gestalten neugierig zum Himmel empor.
Auf einer Wolke schwebt dort von Putten begleitet ein Krieger heran, geschmückt mit Schwert, Schild und einer Blumengirlande; es ist der Kriegsgott Mars, der seiner Geliebten einen Besuch abstatten möchte.
Die das Bildfeld umgebende, spiegelbildlich gearbeitete Bordüre, die identisch ist mit der bereits nach Dresden zurückgekehrten Tapisserie, orientiert sich an architektonischen Vorgaben und zeigt neben Masken und einem Porträtmedaillon in der oberen Mitte Schwäne, Delphine, gebündelte Musikinstrumente und den Liebesgott Amor mit seinen Pfeilen unter einem Baldachin stehend.
Die von Duplessis entworfene Serie stellt den Höhepunkt in der Teppichwirkerei in der königlichen Manufaktur Beauvais dar. Sowohl die figürliche Staffage als auch die architektonischen Darstellungen sind von der Farbwirkung und der technischen Verarbeitung von hoher Vollendung und Qualität geprägt. Neben anderen weniger bedeutenden Entwürfen war diese Teppichfolge der einzige und zugleich so großartige Entwurf des Jacques Duplessis deren qualitätvolle wirkerische Ausführung 1731 in den königlichen Besitz nach Dresden gelangte.
Literatur:
- Heinrich Göbel, Wandteppiche, Zweiter Teil, Die romanischen Länder, Bd. I, Leipzig 1928, S. 220-222, Bd. II, Abb. 223.